Do. Jun 8th, 2023

Mein Problem ist, dass ich mich weder mit Finanzen im Allgemeinen noch mit Banken im Besonderen gut auskenne. Ich würde mich da als gut informierten Zeitungsleser einstufen. Das reicht natürlich nicht, um einzuschätzen, ob wir es hier mit der nächsten Großkrise zu tun haben oder eher entspannt bleiben können. Deshalb habe ich jemanden gefragt, der sich auskennt: meinen Kollegen Christian Reiermann.

Christian hat schon über die letzte Weltfinanzkrise geschrieben und über sämtliche Finanzminister seit Theo Waigel. Außerdem ist er ein kluger, belesener Kollege (was er gern hinter einem etwas derben Ruhrgebietshumor verbirgt, in meinem Telefon bewahre ich eine Liste seiner Aussprüche auf, die allerdings nicht hierher gehören). Also, was meint er?

»Mit der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS ist zwar die Gefahr eines Flächenbrands fürs Erste gebannt – aber damit ist längst noch nicht entschieden, ob die Krise gebannt ist«, schreibt mir Christian. »Denn das Misstrauen in den Märkten wächst, was daran abzulesen ist, dass Investoren massenhaft Bankaktien abstoßen, was flächendeckend zu Kursverlusten führt.«

Woran liegt das?

»Schuld daran sind nicht zuletzt die Konditionen des Credit-Suisse-Deals«, schreibt Christian. »Sie bestimmen, dass Investoren leer ausgehen, die Bankanleihen gekauft haben, die im Krisenfall in Eigenkapital umgewandelt werden. Diese Papiere waren eine Konsequenz aus der Finanzkrise und sollten helfen, künftig angeschlagene Institute zu stabilisieren. Jetzt werden sie womöglich zum Brandbeschleuniger, wenn Investoren bei anderen Banken aus Angst vor dem Totalverlust ihre Anleihen loswerden wollen.«

Klingt nicht so richtig gut, finde ich. Und die Conclusio des Kollegen macht mich nicht zuversichtlicher: »Auch für die Schweiz ist das Bankenproblem alles andere als gelöst. Die Schweizer Bundesregierung sieht sich nun einem neuen Koloss gegenüber, dessen Pleite sie sich noch weniger leisten kann. Muss der Staat erneut einspringen, wird die Rettung noch viel teurer.«

Wenn ich Christian richtig verstehe, ist er trotzdem noch nicht ernsthaft beunruhigt. Ich verlasse mich da auf ihn. Der Mann verfügt nicht nur über ökonomische Expertise, sondern trinkt für sein Leben gern Stauder Pils. Das spricht für sein Urteilsvermögen.

Ein Minister und sein Schiff

Heute haben sie die erste Nacht schon hinter sich, die rund 190 Männer und Frauen an Bord der »Gorch Fock«. Am Montag ist das Segelschulschiff der Marine in Kiel zu seiner 175. Auslandsreise ausgelaufen. Erst geht es Richtung Spanien und Portugal, dann über Irland zurück nach Kiel.

Warum ich das erzähle? Weil mich, einerseits, immer eine leichte Wehmut befällt, wenn ich von der »Gorch Fock« lese. Ich war auch mal bei der Marine, habe es allerdings nie auf dieses wirklich schöne Schiff geschafft. Das war Offizieranwärtern vorbehalten, während ich mich erst als Ober-, dann als Hauptgefreiter der vornehmen Aufgabe widmen durfte, die Messingglocke des Schnellboots »S 65 Sperber« zu putzen, sobald wir im Hafen lagen. Weshalb ich es nicht leiden konnte, im Hafen zu liegen. (Auf der »Gorch Fock« hätte ich es allerdings erst recht nicht leiden können, man muss da ständig in die Masten klettern, und ich habe fürchterliche Höhenangst.)

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Von Halkoaho

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