Do. Jun 8th, 2023

Von Hannes Mayer

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Wenn Blödheit weh tun würde, kämen einige Austria-Fans aus dem Wehklagen nicht mehr heraus. Diejenigen nämlich, die am Samstag nach dem VFV-Cup-Spiel der Austria Amateure gegen den FC Lustenau an der Holzstraße einen Radau veranstaltet haben und Sicherheitskräfte angriffen. Das ist eine Grenzüberschreitung, die ein vernichtendes Urteil über die Täter fällt. Und nein, falls da ein Zuviel an Alkohol bei den Angreifern im Spiel war, entschuldigt das gar nichts. Wer säuft, hat keinen Freifahrtschein.

Zunächst widersetzten sich die Austria-Fans bei einem Seiteneingang der Kontrolle durch die Sicherheitskräfte. Als der NEUE-Fotograf von der Szenerie Fotos machte, wurde er von den Austria-Fans bedrängt und weggeschoben. Die grün-weißen Anhänger wollten womöglich deshalb über den Seiteneingang ins Stadion, weil sie dort wohl keine Einlass-Kontrolle vermuteten. Schließlich hatten sie, wie sich später zeigte, Bengalos dabei: Denn während des Spiels zündeten die Austria-Fans Pyros. Bei diesem Kenntnisstand war es noch Abwägungssache, ob man diesen Chaoten medial eine Bühne bietet, weil man ja weiß, wie sowas läuft: Am Ende feiern sich diese Fans auch noch selbst. Dieses Spiel läuft auf der ganzen Welt gleich ab.

Doch dann wurde klar: Nach der Cup-Partie ging es erst richtig los. Einige Fans des Austria-Fanklubs „Nordtribüne“ wollten lange nach Abpfiff zurück ins versperrte Stadion. Was die da wollten, lässt sich nur erahnen. Wahrscheinlich wollten sie kein Erinnerungsstück vom Rasen nach der 1:2-Niederlage gegen den Ortsrivalen. Als diese sogenannten Fans von Sicherheitskräften gehindert wurden, zurück ins Stadion zu gelangen, zettelten diese Chaoten eine Rauferei mit den Sicherheitskräften an, die rund zwei Minuten dauerte und bei sechs Personen Schürfwunden hinterließ.

Diese Radaubrüder wollen Fans sein? Diese Chaoten meinen, dass sie mit ihrem Verein Austria Lustenau durch dick und dünn gehen? Hemmungslose Idioten sind das, die weder den Fußball noch die Austria lieben können. Denn mit dieser Aktion haben sie „ihrer“ Austria enorm geschadet. Die Grün-Weißen suchen händeringend ein Ausweichstadion für die Zeit des Umbaus des Reichshofstadions. In Altach lehnt man das Bitten der Lustenauer kategorisch ab, in Bregenz ist man zwar weit offener, die Austria auf Zeit im ImmoAgentur-Stadion spielen zu lassen, aber auch da gibt es Widerstand.

Mit dem Krawall vom Samstag haben diese „Fans“ die grün-weiße Suche nach einem Ausweichstadion enorm erschwert. In Altach werden sie jetzt zu Recht auf die Ereignisse beim VFV-Cup-Derby verweisen und für jeden nachvollziehbar bewerten, dass man solche Gäste nicht in der Cashpoint-Arena will. Und auch in Bregenz wird dieser Vorfall neue Diskussionen auslösen.

Die Stellungnahme der „Nordtribüne“ dazu ist einerseits grotesk, andererseits aber auch erhellend. Dort ist die Rede davon und teils auch zu sehen, dass die Securitys mit Pfeffersprays ausgerüstet waren, dass die Securitys, mein Gott, wie schlimm, Handschuhe trugen und Eisenstangen hatten. Die Eisenstangen sind in der Tat diskussionswürdig, auch dazu wird es eine Stellungnahme brauchen. Denn erlaubt ist das nicht, dass sich Securitys bei Fußballspielen bewaffnen. So sieht das schon sehr danach aus, als ob manche dieser Sicherheitskräfte ebenfalls auf Radau aus waren. Insbesondere, falls es stimmen sollte, dass manche Securitys damit drohten, dass es für die Austrianer nach dem Spiel „ordentlich eine aufs Maul gibt“. Das klingt schon sehr nach Schlägertrupp. Aber: Wenn die Austria-Fans so viel Angst vor diesen Securitys hatten, warum wollten sie nach dem Spiel zurück ins Stadion und suchten die Konfrontation?

Austria Lustenau muss hart durchgreifen, ist dabei aber auch auf die Mithilfe der „Nordtribüne“ angewiesen. Am besten wäre es, der Fanklub würde die gewaltbereiten Fans ausschließen. Neu sind die Probleme mit der Nordtribüne jedenfalls nicht, zumal die Vereinigung eine Freundschaft mit teils radikalen Augsburg-Fans pflegt.

Schon im November 2015 waren Nordtribüne-Fanklubmitglieder in Randale verwickelt, übrigens ebenfalls bei einem VFV-Cup-Derby, damals im Reichshofstadion beim Duell der zweiten Garnituren mit Altach. Danach verhängte die Austria konsequenterweise über zwanzig Stadionverbote gegen die gewaltbereiten Nordtribüne-Fanklubmitglieder.

Die Reaktion der „Nordtribüne“ war ein kollektiver Boykott, die Ultras blieben danach zwei Zweitliga-Spielen fern. Es folgten im Frühjahr viele Gespräche seitens des Vereins mit den Fanklub-Vertretern, die Besserung gelobten.

Klar ist: Der Fanklub Nordtribüne wird jetzt Flagge zeigen müssen – und anscheinend ist man dazu bei der Fanvereinigung auch kleinlaut dazu bereit. Nach NEUE-Informationen wird man dieses Mal die Stadionverbote akzeptieren, die der Verein aussprechen wird, sobald die Identität der Angreifer bekannt ist. Zudem steht im Raum, dass die „Nordtribüne“ Sozialarbeit leisten wird und auch den entstandenen Sachschaden übernimmt. Na immerhin. Wobei Reue eine Einsicht ist, die zu spät kommt. Wie auch immer, gut ist auch, dass die beiden Lustenauer Vereine im guten und einvernehmlichen Austausch sind, was nicht zuletzt auch daran liegt, dass der Raufhandel kein Aufeinandertreffen der beiden Klub-Anhänger war. Sondern eben zwischen Austria-Fans und den Securities stattfand.

Klar ist auch: Solche Szenen wie am Samstag haben im Fußball nichts zu suchen. In den Farben getrennt, in der Sache vereint – das ist Fußball. Krawallmacherei und tätliche Angriffe sind niveaulos, dumm und verachtenswert. Für Gewalt gibt es keine Toleranz. Niemals. Denn wo Gewalt beginnt, endet der Fußball.

Von Halkoaho

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